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1. Halbjahr 2024: Arbeiterkammer Niederösterreich erreicht 45,8 Millionen Euro für Arbeitnehmer:innen

Foto zur Verfügung gestellt (v.l.n.r.): Arbeiterkammer Niederösterreich-Kammerrat Peter Schaludek und Arbeiterkammer-Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer präsentierten die Halbjahresbilanz 2024

12. September 2024

Mehr als 81.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben allein im ersten Halbjahr die Hilfe der Arbeiterkammer Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz gesucht. Das zeigt eine Auswertung der arbeits- und sozialrechtlichen Beratungen der Kammer. „Wir haben 45,8 Millionen Euro für die Betroffenen erreicht“, zieht Arbeiterkammer Niederösterreich-Kammerrat Peter Schaludek Bilanz. Zahlreiche Probleme gab es wegen Schwerarbeits- und Invaliditätspensionen und wegen unbezahlter Überstunden.

Komplizierte Regelungen bei der Schwerarbeits- und Invaliditätspension sorgen bei der Arbeiterkammer Niederösterreich für ein Steigen der Beratungen in diesem Bereich. Obwohl es bei der Schwerarbeitspension eine Berufsliste gibt, muss im Einzelverfahren nachgewiesen werden, dass bestimmte Faktoren zutreffen, wie etwa unregelmäßige Nachtarbeit, Hitze, Kälte und Schichtarbeit. „Das führt immer wieder zu unverständlichen Entscheidungen der PVA und auch zu regionalspezifisch unterschiedlichen Auslegungen der Rechtslage. Damit wird für Betroffene der Weg in die wohlverdiente Schwerarbeitspension nach 45 Jahren erschwert“, erklärt Schaludek.

Besonders betroffen von diesem erschwerten Zugang zur Schwerarbeitspension sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Gesundheits-, Pflege- und Betreuungsberufen. Mehrfachbelastungen und psychische Belastungen sowie die spezifische Art der Dienste sind nicht von der Schwerarbeiterregelung umfasst. „Mit der Anhebung des Frauenpensionsalters wird das in den kommenden Jahren in besonderem Ausmaß Frauen betreffen, die den Großteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Bereich ausmachen“, sagt Schaludek. „Eine Überarbeitung der bestehenden Regelungen zugunsten der Menschen, die ihr Leben lang hart und schwer gearbeitet haben, ist also notwendig.“

Für erheblichen Beratungsbedarf sorgten im ersten Halbjahr 2024 unbezahlte Überstunden. „Österreichweit wird etwa jede vierte Überstunde nicht bezahlt“, schildert Schaludek die Dimension des Problems. Besonders Beschäftigte im Handel und in der Gastronomie wenden sich wegen unbezahlter Überstunden an Arbeiterkammer oder Gewerkschaft.

Arbeiterkammer Niederösterreich erreicht 45,8 Millionen Euro an Nachzahlungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer:
Insgesamt wandten sich zwischen 1. Jänner und 30. Juni 2024 81.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wegen Problemen am Arbeitsplatz an die Arbeiterkammer Niederösterreich. In den allermeisten Fällen konnte bereits die Beratung das Problem lösen. In 8.900 Fällen musste die Arbeiterkammer zugunsten der Betroffenen intervenieren oder vor Gericht ziehen. Für diese Menschen erreichte die Arbeiterkammer Niederösterreich im ersten Halbjahr Nachzahlungen in der Höhe von insgesamt 45,8 Millionen Euro. Der Großteil waren ausstehende Löhne und Gehälter, nicht bezahlte Urlaubs- oder Kündigungsentschädigungen und Abfertigungen, die den Betroffenen zu Unrecht vorenthalten worden waren. „Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären die meisten Betroffenen nicht zu ihrem Geld gekommen“, fasst Arbeiterkammer Niederösterreich-Kammerrat zusammen.

1.239 Euro für Lehrling erkämpft:
Ein Lehrling im Bezirk Mistelbach hat seit Beginn seiner Lehrzeit im Büro immer wieder Überstunden leisten müssen – obwohl er das rechtlich gar nicht darf. Er wandte sich schließlich an die Bezirksstelle Mistelbach der Arbeiterkammer Niederösterreich. Dort intervenierte man bei seinem Lehrberechtigten und forderte die Nachzahlung der Überstunden inklusive Zuschläge für insgesamt 94,8 Stunden. Nach längeren Beratungen wurde ein Vergleich abgeschlossen. Der Dienstgeber zahlte dem Lehrling die ausständigen Überstunden nach und änderte die Arbeitspapiere. Insgesamt erhielt der Lehrling 1.239 Euro. „Der Weg zur Arbeiterkammer ist immer richtig. Wir helfen – so wie in diesem Fall - allen Mitgliedern, damit sie zu ihrem Recht kommen“, so Arbeiterkammer-Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer.

Halbjahres-Bilanz 2024 im Bezirk Mistelbach:
Leistungen für Mitglieder im Überblick:
In der Bezirksstelle angedockt:
5.173

Konkrete Beratungen in Problemfällen:
1.842

Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht:
1.143.635 Euro

Davon Insolvenzvertretung:
976.230 Euro

Für Mitglieder insgesamt erreicht:
1.431.971 Euro

„Fast 5.200 Menschen haben im ersten Halbjahr 2024 mit uns Kontakt aufgenommen“, erzählt Arbeiterkammer-Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer. „Dabei ging es manchmal lediglich um rasche Auskünfte“, so Westermayer. In 1.842 Fällen benötigten die Menschen hingegen weiterführende Beratung und die Unterstützung der Arbeiterkammer-Expertinnen und -Experten in konkreten Problemfällen. „Gerade die aktuellen Krisen machen einmal mehr deutlich, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle sind“, zieht der Arbeiterkammer-Bezirksstellenleiter Bilanz. Insgesamt hat die Bezirksstelle Mistelbach im ersten Halbjahr mehr als 1,4 Millionen Euro für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Region gesichert.

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