04. Januar 2024
Trotz eines zuletzt rückläufigen Wirtschaftswachstums ist die Bilanz für den niederösterreichischen Arbeitsmarkt grundsätzlich positiv. Die Arbeitslosenquote in Mistelbach bleibt mit 5,2% unverändert.
Arbeitsmarkt im Bundesländervergleich bestätigt Top-Performance in Niederösterreich:
Arbeitslosigkeit:
Niederösterreich: 41.100 Personen (davon 18.300 Frauen); +0,2% zu 2022 (Österreich: +2,9%)
Mistelbach: 1.730 Personen (davon 752 Frauen); +1,3% zu 2022
Unselbständige Beschäftigte:
Niederösterreich: 657.350 (davon 293.000 Frauen); + 0,9% zu 2022 (Österreich: +1,1%)
Mistelbach: 31.7166; + 0,5% zu 2022
Arbeitslosenquote:
Niederösterreich: 5,9%; 0,0% zu 2022 (Österreich: 6,4%)
Mistelbach: 5,2%, 0,0% zu 2022
„Seit Mai dieses Jahres nimmt die Zahl der arbeitslosen Personen in Mistelbach, in Niederösterreich so wie im österreichweiten Trend Monat für Monat etwas zu. Mit Hilfe der weiter anhaltenden Arbeitskräftenachfrage seitens der Wirtschaft und intensiver Vermittlungsarbeit des Teams des AMS Mistelbach ist es gelungen, den Anstieg der Arbeitslosigkeit in Mistelbach zu bremsen“, erklärt Marianne Bauer, die Leiterin des AMS Mistelbach.
Im Jahresdurchschnitt verzeichnet das AMS Mistelbach zwar im Vergleich zum Jahr 2022 ein minimales Plus von +1,3%, gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 allerdings ein sattes Minus von -19%.
Im österreichweiten Vergleich kann sich die Arbeitsmarktbilanz 2023 in Niederösterreich sehen lassen, denn die schwache Konjunktur macht sich voraussichtlich in fast allen Bundesländern mit steigenden Arbeitslosenzahlen bemerkbar:
o) Mit einem Plus von +0,2% verzeichnet Niederösterreich den geringsten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Nur Tirol (-0,7%) wird voraussichtlich eine rückläufige und Kärnten eine gleichbleibende Arbeitslosigkeit haben. Alle anderen Bundesländer haben steigende Zahlen. Österreichweiter Schnitt 2023: 2,9%
o) In Niederösterreich ist es gelungen im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 mit -19% die Arbeitslosigkeit am stärksten zu senken. Österreichweiter Schnitt: -10,2%
o) Neben Tirol (Quote = 3,9%) mit einem Minus von 0,1%-Punkten ist Niederösterreich (Quote = 5,9%) gemeinsam mit Kärnten (Quote = 7,1%) das einzige Bundesland mit einer gleichbleibenden Arbeitslosenquote. Alle anderen Bundesländer steigen im Bereich von 0,1%-Punkte bis 0,2%-Punkte. Österreichweit ist die Arbeitslosenquote in diesem Jahr um 0,1%-Punkte angestiegen.
o) Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 ist die Arbeitslosenquote nach Kärnten (-1,7%-Punkte) in Niederösterreich mit einem Minus von 1,6%-Punkten am stärksten zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote lag 2019 in Niederösterreich bei 7,5% und im österreichweiten Schnitt bei 7,4%.
Langzeitarbeitslosigkeit weiter rückgebaut, Jugendarbeitslosigkeit steigt an:
Trotz sukzessiv steigender Arbeitslosigkeit ist es dem AMS in Niederösterreich gelungen, die Langzeitarbeitslosigkeit weiter deutlich abzubauen. „Langzeitarbeitslosigkeit verhindern und eindämmen ist für uns sowohl eine menschliche als auch volkswirtschaftliche Notwendigkeit. Unsere Devise lautet Langzeitarbeitslosigkeit um 30% im Vergleich zum Vorjahr zu senken. Mit einem Minus von rund 33% ist das unserem Team sehr eindrucksvoll gelungen. Wir sind sehr stolz auf diese Leistung“, so Marianne Bauer.
Im Jahresdurchschnitt 2023 waren rund 4.850 Personen in Niederösterreich ein Jahr (oder länger) beim AMS vorgemerkt. In Mistelbach waren es 201 Personen.
Die Bilanz des AMS Niederösterreich und des AMS Mistelbach dazu:
o) Mit einem Rückbau gegenüber 2022 von rund 33% zählt Niederösterreich im bundesweiten Vergleich klar zu den Top-Performern! Mit knapp 40% konnte die Langzeitarbeitslosigkeit bei Frauen noch markanter reduziert werden als bei Männern (-30%). In Mistelbach betrug der Rückbau gegenüber 2022 32,7%, bei den Langzeitarbeitslosen Frauen waren es sogar 42,9% und konnte daher stärker als bei den Männern mit 28,6% reduziert werden.
o) Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 konnte die Langzeitarbeitslosigkeit in Niederösterreich mehr als halbiert werden (-50,5%).
o) Voraussichtlich 4.607 langzeitarbeitslosen AMS-Kundinnen und -Kunden ist bis Ende September (jüngste Daten) der dauerhafte Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt gelungen.
Die anhaltende Nachfrage nach Personal hat positive Effekte auf den niederösterreichischen Arbeitsmarkt. Vor allem Frauen und die Generation 50+ haben davon profitiert. Junge Menschen sehen sich allerdings zuletzt mit steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert. Ein Überblick:
o) Während die Arbeitslosigkeit der Frauen im Vergleich zum Vorjahr sinkt (-1,3%) ist jene der Männer leicht angestiegen (+1,5%).
o) Die Zahl der Jobsuchenden in der Generation 50+ ist im Jahresdurchschnitt um 6,7% gesunken, bei Frauen sogar um 10,1%.
o) Mit -4,6% gibt es auch einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit bei Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen. Mittlerweile beträgt allerdings dieser Anteil an allen AMS Niederösterreich-Kundinnen und -Kunden 30%. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil bei „nur“ 18%.
o) Mit 3.624 Jobsuchenden im Alter bis 25 verzeichnete das AMS im Jahrdurchschnitt 2022 die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Niederösterreich seit es mit Beginn im Jahr 1987 Aufzeichnung dazu gibt. Geringere Berufserfahrung und schwache Konjunktur machten vor allem jungen Menschen in diesem Jahr stärker zu schaffen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit beträgt in dieser Altersgruppe +8,8% – eine deutliche Zunahme, allerdings von niedrigem Niveau. Zum Vergleich: Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 beträgt der Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit 15,7%. „In Mistelbach hatten wir im Jahr 2023 einen Durchschnittlichen Stand von 44 Lehrstellensuchenden und daher einen Anstieg von 12,5% gegenüber 2022“, erklärt Marianne Bauer.
Vermittlungsmotor AMS Niederösterreich: 79.500 Stellenbesetzungen und knapp 75.000 Arbeitsaufnahmen
Nach einem All-Time-High im letzten Jahr ist das Angebot an freien Stellen beim AMS Niederösterreich 2023 um 11% auf jahresdurchschnittlich rund 17.700 zurückgegangen. Die niederösterreichische Wirtschaft suchte heuer aber weiterhin händeringend nach Personal – ein Umstand, den das AMS-Team für seine Vermittlungsarbeit genutzt hat.
Leistungsbilanz 2023:
o) In Summe haben die Beraterinnen und Berater des AMS Niederösterreich 682.628 Vermittlungsvorschläge an die Jobsuchenden ausgegeben. In Mistelbach alleine waren es 29.941 Vermittlungsvorschläge.
o) Fast 75.000 Personen haben im Jahr 2023 ihre Arbeitslosigkeit mit einer Arbeitsaufnahme beendet. In Mistelbach liegt die Zahl bei 2.946 Arbeitsaufnahmen.
o) Knapp 79.500 freie Stellen wurden mit einer passenden Arbeitskraft besetzt – das bedeutet ein Plus von 2,3% gegenüber 2022. Das sind die meisten Stellenbesetzungen in der Geschichte des AMS in Niederösterreich! Hinzukommen 5.500 freie Lehrstellen, die besetzt wurden – um 7% mehr als im Jahr 2022. „Bei uns in Mistelbach konnten knapp 2.900 Stellen durch das Arbeitsmarktservice besetzt werden, dazu kommen noch knapp 200 Lehrstellen, die wir besetzen konnten“, so Marianne Bauer dazu.
„Unsere Beraterinnen und Berater haben in diesem Jahr den Vermittlungsturbo auf Hochtouren fahren lassen. Um den Fachkräftemangel zu begegnen, haben wir zu Jahresbeginn eine Qualifizierungsoffensive gestartet mit dem Ziel, dass 2.055 Jobsuchende mit unserer Unterstützung eine hochwertige Ausbildung beginnen. Bereits im November dieses Jahres waren es über 2.700! Was mich besonders freut: Die Mehrheit von ihnen, rund 1.560, sind Frauen“, erklärt AMS Niederösterreich-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern.
Prognose und Schwerpunkte 2024:
Für das Jahr 2024 rechnen Wirtschaftsforscherinnen und -forscher mit einer moderaten wirtschaftlichen Erholung. Mit steigenden Realeinkommen wird ein wesentlicher Impuls vom Konsum der privaten Haushalte ausgehen. Im Baubereich (Hochbau) wird sich die Rezession allerdings vertiefen.
Eckdaten zur Prognose der NÖ Arbeitsmarktentwicklung 2024:
o) Wirtschaftswachstum für Österreich: +0,9% (WIFO) bzw. +0,8% (IHS)
o) Unselbständig Beschäftigte (laut Institut Sythesis): 661.500; +0,6%
o) Arbeitslose Personen in Niederösterreich (laut Institut Sythesis): 42.500; +3,4% zu 2023
o) Voraussichtliche Arbeitslosenquote: 6%; +0,1%-Punkte zu 2023 (Österreich: 6,6%).
„Wir rechnen im kommenden Jahr mit weiter anhaltender Arbeitskräftenachfrage und damit mit einer guten Dynamik am Arbeitsmarkt, die wir in der Vermittlung intensiv nutzen werden. Allerdings laufen Personen mit Vermittlungshemmnissen wie gesundheitlichen Problemen oder Behinderungen, geringer oder nicht mehr nachgefragter Ausbildung bzw. wenig Berufserfahrung Gefahr, langzeitarbeitslos zu werden. Ihnen gilt unser besonderes Augenmerk in der Beratung, Vermittlung und Förderung. Wir werden daher genau dort genauer hinschauen müssen, damit diese Personen nicht auf der Strecke bleiben“, so die Leiterin des AMS Mistelbach.
Besondere Schwerpunkte für das Arbeitsjahr 2024:
o) Die Erfolge im Rückbau der Langzeitarbeitslosigkeit in den letzten beiden Jahren werden gesichert und Aufbau von langer Erwerbslosigkeit wird gebremst. Das AMS Niederösterreich wird in Regionen mit relativ hoher Langzeitarbeitslosigkeit (Industrieviertel oder Zentralräume) mit einer Vermittlungs- und Beratungs-Task Force und Bündelung von Förderangeboten gezielte Schwerpunkte im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit setzen.
o) Wirtschaft und Absolventinnen und Absolventen von AMS-Kursen nachhaltig zusammenbringen: Die Qualifizierungsoffensive des AMS Niederösterreich geht 2024 weiter. So wird unter anderem das Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Sigmundsherberg eröffnet. Über 1.600 Absolventinnen und Absolventen hochwertiger Ausbildungen, die das AMS finanziert hat – von der Pflege bis zur Photovoltaik-Montage –, sollen im kommenden Jahr ins Berufsleben einsteigen. Ziel ist, für einen nahtlosen Übergang zu sorgen.
o) Entwicklung einer niederösterreichweiten Angebotsstruktur mit den Sozialpartnern, dem Land Niederösterreich und dem Sozialministeriumsservice, um Jugendlichen den Einstieg in die Berufs- und Ausbildungswelt zu ermöglichen. Besonders im Fokus: junge Menschen mit psychosozialen Problemen und Behinderungen.
o) Mehr als 50% des Förderbudgets sind für Frauen reserviert.