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Eine militärische Jahrhundertchance: Infoabend über den möglichen Neubau der Bolfraskaserne Mistelbach

Copyright StadtGemeinde Mistelbach (v.l.n.r.): Bataillonskommandant Oberst Hans-Peter Hohlweg, Bürgermeister Erich Stubenvoll, Heeresimmobiliendirektor Hofrat Mag. Dr. Johannes Sailer, MSc MSc und Oberstleutnant Mag. (FH) Herwig Graf

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04. April 2024

Groß war das Interesse seitens der Bevölkerung, als das Aufklärungs- und Artilleriebataillon der Bolfraskaserne Mistelbach gemeinsam mit der StadtGemeinde Mistelbach am Dienstag, dem 3. April, zur Informationsveranstaltung über den möglichen Neubau der im Jahr 1937 errichteten Kaserne lud. Rund 250 interessierte Mistelbacherinnen und Mistelbacher folgten der Einladung, um im Beisein von Kommandant Oberst Hans-Peter Hohlweg, Heeresimmobiliendirektor Hofrat Mag. Dr. Johannes Sailer, MSc MSc und Bürgermeister Erich Stubenvoll Details über den geplanten Neubau am derzeitigen Munitionslager zu erfahren. Im Anschluss standen die drei Herren den vielen Fragen der interessierten Bevölkerung Rede und Antwort.

So viel vorweg: Fix ist noch gar nichts. Auch wenn der Neubau der Kaserne vor etwas mehr als 16 Monaten von Verteidigungsministerin Mag. Klaudia Tanner und Landeshauptfrau Mag. Johanna Mikl-Leitner präsentiert wurde, müssen noch viele Gespräche geführt werden. „Faktum ist, dass die in die Jahre gekommene Bolfraskaserne an ihre Grenzen gestoßen und an ihrem Lebensende angekommen ist“, brachten es Bürgermeister Erich Stubenvoll und Bataillonskommandant Oberst Hans-Peter Hohlweg gleich eingangs auf den Punkt. Mit Platz für 400 Soldatinnen und Soldaten (statt des eigentlich benötigten Platzes für 1.000 Soldatinnen und Soldaten; Anm.d.Red.), völlig veraltete und unzumutbare Unterkünfte für Rekruten, fehlenden Kapazitäten für Mannschaftsgebäude, Garagenparkplätze und die Werkstätte und einer mehr als notwendigen Renovierung um mindestens genauso viel Geld, wie ein Neubau verschlingen würde, ist das bestehende Gebäude schlichtweg am Ende.

Die Informationsveranstaltung im Panzergebäude des Kasernengeländes war gedacht, um Gerüchte aus dem Weg zu räumen, offene Fragen zu beantworten und persönliche Meinungen kundzutun. „Viele sind für einen neuen Standort, andere wiederum für eine Erhaltung bzw. Renovierung des bestehenden Kasernenstandortes und wieder andere wünschen sich einen Neubau an einem ganz anderen Standort“, schildert der Bataillonskommandant und ergänzt: „Ich bin ein parteiloser Kommandant und niemandem zu etwas verpflichtet, sondern für 1.000 Soldatinnen und Soldaten verantwortlich, die hier als Berufs- oder Milizsoldaten arbeiten und als Rekruten ausgebildet werden!“

Versiegelung eines Naherholungsgebietes oder Chance für die Zukunft?
Die Meinungen gehen auseinander, wenn es um den Bau einer neuen Kaserne in Mistelbach geht. Die einen sprechen von Versiegelung von Grünland und Entziehung eines Naherholungsgebietes, obgleich aktuell 60 bis 70% der Fläche bereits unterbunkert ist und es sich beim Munitionslager als möglichen Standort um eine abgesperrte Fläche handelt, die Freizeitliebenden ohnedies nicht zur Verfügung steht. Andere sehen es als eine enorme Chance und Aufwertung des Wirtschaftsstandortes für die Stadt. Die Kaserne wäre statt einer bisher geteilten Doppelkaserne zentral an einem Standort zusammengefasst und könnte energieautark und im Sinne des Umweltschutzes nachhaltig nach modernsten Mitteln errichtet werden. Der militärische Dienstbetrieb würde verbessert sowie die Ausbildungsinfrastruktur und die Wohn- und Lagermöglichkeiten am neuen Standort zusammengeführt werden.

Demgegenüber ist der aktuelle Kasernenstandort mitten im Wohngebiet alles andere als geeignet für ein moderne Verteidigungseinrichtung: „Wir haben genau genommen eine Doppelkaserne, getrennt durch ein öffentliches Grundstück und eine Eisenbahnlinie. Dazu eine Brücke mit einer 10 Tonnen-Beschränkung, obwohl die meisten unserer Fahrzeuge mehr Gewicht aufweisen. Fünf veraltete Gebäude für sieben Kompanien, eine Einbahnführung in der Zayagasse in ein Wohngebiet, auf das gesamte Jahr hochgerechnet mehrere Rohrbrüche aufgrund der alten Bausubstanz, Risse in den Mauern sowie Probleme mit dem Grundwasser“, informierte der Bataillonskommandant Hans-Peter Hohlweg über den Status quo. Zusätzlich sind die Garagengebäude mit insgesamt 1.800 m² nicht auf die benötigten Kapazitäten des Fahrzeugbestandes (190 Fahrzeuge insgesamt; Anm.d.Red.) in der Größe von etwa 3.200 m² ausgerichtet, ein großer Teil der Fahrzeuge muss ganzjährig im Freien stehen. Außerdem wird die komplette Verpflegung der Kasernenangestellten und Rekruten ganzjährig täglich aus Wiener Neustadt bezogen. „Wir haben natürlich im Vorfeld auch eine Baukörperanalyse durchgeführt und technisch wäre auch eine komplette Renovierung des Bestandsobjektes möglich“, erklärt der eigens zu Veranstaltung eingeladene Heeresimmobiliendirektor Hofrat Mag. Dr. Johannes Sailer, MSc MSc, der österreichweit für den Neubau von Militärgebäuden zuständig ist. „Wir könnten die bestehende Kaserne komplett erneuen und an den technischen Standard unter Einhaltung der vorgeschriebenen, militärischen Sicherheit anpassen, doch dies wäre keinesfalls günstiger, als die Kaserne komplett neu zu bauen! Unabhängig davon ist es im Ernstfall völkerrechtlich nicht zu verantworten, eine Kaserne in unmittelbarer Nähe eines Krankenhauses mitten im Wohngebiet zu betreiben!“

Viele Fragen müssen noch geklärt werden:
Wann, wie und wo auch immer die Bolfraskaserne neu errichtet wird, bleibt also nach wie vor offen. Hier müssen noch viele Gespräche geführt, Pläne gezeichnet und Umfragen abgehalten werden und es muss natürlich ein Widmungsverfahren eingeleitet werden. „Bevor nicht alle Fakten am Tisch liegen, wird auch nicht gestartet. Hier werden wir natürlich das komplette Umfeld mit den betroffenen Anrainerinnen und Anrainern genauso berücksichtigen wie den Verkehr, der mit der Errichtung einer neuen Kaserne am Standort im Norden der Stadt verbunden wäre. Das ist unsere Aufgabe als Gemeinde“, so Bürgermeister Erich Stubenvoll. Und diese Verkehrsführung wird definitiv nicht über die Waldstraße erfolgen, die dafür gar nicht ausgelegt sei. Hier ist an eine Anbindung über die B 46 mit einem zu errichtenden Güterweg zwischen Mistelbach und Siebenhirten gedacht, bei dem auch der Radweg gequert werden müsste. „Aktuell werden Tiefenbohrungen zur Analyse der Bodenbeschaffenheit durchgeführt. Erst wenn das Widmungsverfahren abgeschlossen ist, kann mit der Ausschreibung der Planung begonnen werden“, so der Heeresimmobiliendirektor, der verspricht, dass alle Prozesse in enger Abstimmung mit der StadtGemeinde Mistelbach und unter Einbindung der Bevölkerung stattfinden werden. Vor 2026 würde sicher nicht neu gebaut werden.

Das Schlechteste, dass der Bezirkshauptstadt passieren könnte, wäre die Kaserne komplett aufzugeben. Dann würde nicht nur in einer anderen Stadt eine neue Kaserne errichtet werden, da der bestehende Standort für das NÖ Militärkommando keine Alternative darstellt, Mistelbach würde somit den zweitgrößten Arbeitgeber im Bezirk verlieren, von Konsumausgaben in Höhe von rund 450.000 Euro pro Jahr und Kosten für die Verpflegung und den Betreib der Kaserne durch den Kauf von regionalen Produkten in der Höhe von 500.000 Euro pro Jahr gar nicht zu reden. „Für und ist es eine militärische Jahrhundertchance, denn diese Kaserne hier ist nach 40 Jahre kaputtsparen am Ende“, so Hans-Peter Hohlweg abschließend.

Zahlen, Daten und Fakten zur Bolfraskaserne Mistelbach:
o) Erbaut im Jahr 1937
o) 300 Berufssoldatinnen und -soldaten
o) 100 Grundwehrdiener (alle vier Monate neue Auszubildende)
o) 500 Milizsoldatinnen und -soldaten
o) seit 1993 sind 12.500 Rekruten in Mistelbach ausgebildet worden (300 pro Jahr)
o) 150 Räderfahrzeuge
o) 40 Kettenfahrzeuge
o) seit 1958 dislozierter Standort
o) Das Bataillon stellt den Informationsbedarf mit Aufklärungsmitteln für die Brigade „Schnelle Kräfte“ sicher und sorgt gleichzeitig für die weitreichende Feuerunterstützung mit Artillerie
o) Neubau wie auch Umbau des bestehenden Areals: rund 200 Millionen Euro

Präsentation im Rahmen des Infoabends

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