25. April 2019
Über Initiative des Vereins „Bewegung Mitmensch – Weinviertel“ wurde für etwa 25 Asylsuchende aus unserer Region die Möglichkeit geschaffen, einen anerkannten Pflichtschulabschluss zu erlangen. Bereits 2016/2017 bemühte sich der Verein sehr intensiv darum, einen Ausbildungskurs dafür in Mistelbach anbieten zu können. Letztlich scheiterte es aber an den hohen Kosten und deren Finanzierung. Das beharrliche Bemühen freiwilliger Deutschlehrender und des Vereinsvorstands hatte letztlich dennoch Erfolg: Im Sommer 2017 erreichten sie im Wege des Bildungsministeriums, dass die Volkshochschule Floridsdorf einen eigenen Kurs für die „Weinviertler“ abhalten konnte. Zunächst mussten die mehr als 40 Bewerber eine Aufnahmeprüfung für einen sogenannten „Basiskurs“ in der Dauer von acht Monaten absolvieren.
Ein Pflichtschulabschlusskurs ist adäquat zum Abschluss einer Mittelschule und ermöglicht den Absolventen, eine Lehre zu beginnen oder eine höhere Schule zu besuchen. Dies ist allerdings kein Ausbildungsweg, der extra für Asylwerber geschaffen wurde, vielmehr besteht auf diese Weise seit vielen Jahren generell die Möglichkeit, den Pflichtschulabschluss nachzuholen.
Der Ausbildungsweg bestand aus zwei Modulen: Der erste Teil (Basiskurs) startete im Herbst 2017 und dauerte bis Mai 2018. Darauf aufbauend folgte dann der ebenfalls acht Monate dauernde Pflichtschulabschlusskurs mit den Kernkompetenzen Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften und Berufsorientierung. Die Abschlussprüfungen fanden dann im März 2019 statt. 16 Teilnehmer haben sie auf Anhieb geschafft, ein weiterer hatte einen „Nachzipf“ in Mathematik. Leider mussten einige der Kursteilnehmer die Ausbildung wegen negativer Entscheide ihrer Asylverfahren abbrechen, sonst hätten noch mehr von ihnen die Ausbildung abschließen können.
Mehrere engagierte Lehrkräfte haben die Schüler in ihrer Freizeit während dieser sehr intensiven Zeit des Lernens unterstützt. Ihnen sei an dieser Stelle Dank ausgesprochen! Rückblickend ist das Projekt sehr erfolgreich verlaufen: Es hat den Teilnehmern nicht nur eine Basis für ihren zukünftigen Werdegang geschaffen, sondern war gleichzeitig Integrationsfaktor und Zeichen dafür, welches Engagement bei vielen Asylwerbern trotz Anfeindungen aus Politik und Gesellschaft gegeben ist. Darüber hinaus wurde durch die Ausbildung der Alltag der jungen Menschen strukturiert und hat die Teilnehmer von den Sorgen des ungewissen Ausgangs der Asylverfahren abgelenkt. Das dabei erworbene Wissen ist als Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit anzusehen.
Die Verleihung der Abschlussdiplome war eine gute Gelegenheit zum gemeinsamen Feiern, das Fest selbst wurde von den Asylwerbern organisiert. Gratulation den eifrigen Schülern zum erfolgreichen Abschluss dieser Ausbildung!