15. September 2022
75.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben allein im ersten Halbjahr die Hilfe der Arbeiterkammer Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz gesucht. Das zeigt eine Auswertung der arbeits- und sozialrechtlichen Beratungen der Kammer. „Wir haben 20,3 Millionen Euro an Nachzahlungen für die Betroffenen erreicht“, zieht Arbeiterkammer Niederösterreich-Kammerrat Peter Schaludek Bilanz. Auffällig waren diesmal zahlreiche Probleme beim Thema Urlaub.
Unklare Lohnabrechnungen, Chefs, die auf einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses drängen, nicht eingehaltene Wiedereinstellungszusagen, ungerechtfertigte Entlassungen. Für die rund 75.000 betroffenen Personen erreichte die Arbeiterkammer im ersten Halbjahr Nachzahlungen in der Höhe von 20,3 Millionen Euro. Der Großteil waren ausstehende Löhne und Gehälter, nicht bezahlte Urlaubs- oder Kündigungsentschädigungen und Abfertigungen, die den Betroffenen zu Unrecht vorenthalten worden waren. „Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären die meisten Betroffenen nicht zu ihrem Geld gekommen“, fasst Schaludek zusammen.
Auffällig waren zahlreiche Probleme rund um das Thema Urlaub. So „vergaßen“ zahlreiche Arbeitgeber, nach dem Ende des Arbeitsverhältnisses, noch offenen Urlaub auszubezahlen. Immer wieder gab es auch Probleme, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Urlaub überhaupt antreten konnten. Ein weiteres Thema ist die sechste Urlaubswoche, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 25 Jahren im gleichen Betrieb zusteht – mit bestimmten Vordienstzeiten allerdings mitunter auch schon etwas früher. „Die Fälle zeigen, dass es ganz wichtig ist, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über den Urlaub genauso Aufzeichnungen führen wie über die normale Arbeitszeit“, so Schaludek.
Bilanz erstes Halbjahr 2022 – Bezirk Mistelbach:
In der Bezirksstelle angedockt: 4.800
Konkrete Beratungen in Problemfällen: 1.987
Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht: 257.648 Euro
Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 485.878 Euro
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeiterkammer-Bezirksstelle war das erste Halbjahr betriebsam. „4.800 Menschen haben im ersten Halbjahr 2022 mit uns Kontakt aufgenommen“, erzählt Bezirksstellenleiter Rudolf Westermayer. „Dabei ging es manchmal lediglich um rasche Auskünfte und Informationen zu Kurzarbeit, einvernehmlicher Lösung, Kündigung, Quarantänebestimmungen, Homeoffice und Freistellung wegen Kinderbetreuung“, so Westermayer. In fast 2.000 Fällen benötigten die Menschen hingegen weiterführende Beratung und die Unterstützung der Arbeiterkammer-Expertinnen und -Experten in konkreten Problemfällen. „Gerade die aktuelle Krise macht einmal mehr deutlich, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle sind“, zieht Westermayer Bilanz. Insgesamt hat die Bezirksstelle Mistelbach im ersten Halbjahr fast 500.000 Euro für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Region gesichert.