02. März 2017
Obwohl die Inlandsnachfrage zurzeit kräftig expandiert und die Steuerentlastung eine Ausweitung des Konsums wohl noch bis Mitte dieses Jahres fördert, gestaltet sich die Arbeitsmarktlage in Niederösterreich Ende Februar uneinheitlich: Das Arbeitskräfteangebot ist weiter steigend, die Beschäftigungsentwicklung stabil, ein Bestandsplus – im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern – bei den vorgemerkten Arbeitslosen von 2,1% erkennbar und eine konstant unter dem Vorjahresniveau liegende Jugendarbeitslosigkeit sowie ein deutliches Plus an gemeldeten offenen Stellen und Lehrstellen vorhanden. „Trotz robuster Beschäftigungsexpansion, die jedoch in Niederösterreich in den letzten zwei Monaten etwas nachgelassen hat und unter den Österreich-Durchschnitt gefallen ist, übertrifft der Anstieg des Arbeitskräfteangebotes weiterhin die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes, sodass die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahr leicht steigt“, analysiert AMS Niederösterreich Mag. Chef Karl Fakler die aktuelle Arbeitsmarktlage. Die Arbeitsmarktentwicklung in Niederösterreich ist somit in Summe ungünstiger als in den restlichen Bundesländern.
Anstieg der Beschäftigung liegt unter dem Österreich-Durchschnitt:
Niederösterreich verzeichnet nach wie vor Beschäftigungshöchststände: Ende Februar waren mit insgesamt 584.000 um 7.000 Personen mehr beschäftigt als im Vorjahr. Der Anstieg hat sich jedoch seit November des Vorjahres mit einem Plus von 1,73% zu Jahreswechsel zwischen 1,3% und 1,4% eingependelt. Österreichweit stieg die Beschäftigung zuletzt um 1,7%.
Ein besonders starkes Beschäftigungsplus gab es in der Altersgruppe 50-Plus mit 5,2%. Vom Beschäftigungszuwachs konnten Männer (4.251 oder 1,4%) etwas stärker profitieren als Frauen (+3.727 oder 1,4%).
Anstieg der Arbeitslosigkeit im Februar um 2,1%:
Die gestiegene Nachfrage nach Arbeitskräften reichte aber auch Ende Februar – im Gegensatz zu den anderen Bundesländern – nicht aus, einen – wenn auch nur geringen – Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern. In Niederösterreich standen Ende Februar – zum Teil aus rein saisonalen Gründen – 70.941 Arbeitslose beim AMS in Vormerkung. Das sind um 1.446 mehr als im Vorjahr (+2,1%): So stieg aktuell die Arbeitslosigkeit in den Bauberufen um 252 (oder 2,9%) auf 8.924 Personen an. Auch bei den Hilfsberufen (+242 oder 2,6%), den Verkehrsberufen (+146 oder 4,2%) sowie in der Land- und Forstwirtschaft (+166 oder 6,7%) spielen zurzeit vermehrt saisonale Gründe für den Anstieg der Arbeitslosigkeit eine Rolle.
Die Arbeitslosenquote stieg in Niederösterreich gegenüber dem Vorjahr um 0,1%-Punkte auf 10,8% an, österreichweit sank sie um 0,3%-Punkte auf 10,1%.
Saisonbedingt und im Gegensatz zur Entwicklung des Jahres 2016 trifft der Zuwachs der Arbeitslosigkeit derzeit vermehr Männer (1.119 oder 2,6%), bei Frauen erhöhte sie sich um 327 oder 1,2%.
Die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Jugendlichen ist im Vorjahresvergleich um erfreuliche 7,7% gesunken (absolut -661), die der Älteren (50-Plus) hingegen um 10,3% gestiegen (absolut 2.213).
Für gesundheitlich beeinträchtigte Personen (mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 12,2% gegenüber dem Vorjahr) und für Personen mit keiner oder geringer Qualifizierung bleibt die Arbeitsmarktlage nach wie vor besonders schwierig. So entfiel knapp ein Drittel des Anstieges der Arbeitslosigkeit auf diese Personengruppe (plus 456 Personen). Die Arbeitslosigkeit von Personen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft stieg gegenüber dem Vorjahr um 9,2% (Inländer 0,4%).
Positive Entwicklung am Stellenmarkt:
Die positive Entwicklung am Stellenmarkt hat sich auch im Februar weiter fortgesetzt: Sowohl der Bestand (+64,9%) als auch die Zugänge (+3,1%) lagen über den Vergleichswerten des Vorjahres. Ebenso ist die Zahl der gemeldeten offenen Lehrstellen deutlich gestiegen: 48,1% (bzw. +127) mehr offene Lehrstellen als im Vorjahresvergleich.
Frauen: Hochwertige Qualifizierung
Geht man zwar von niedrigerem Niveau aus, so ist doch die Arbeitslosigkeit bei Frauen (+3,7% auf 25.735) in Niederösterreich im letzten Jahr drei Mal so stark gestiegen wie die der Männer (+1,2% auf 34.116).
Um diesem Trend entgegen zu wirken, setzt das AMS auf:
Gender Budgeting:
Mehr als 50% der finanziellen Mittel sind für Förderangebote für Frauen reserviert sowie auf
maßgeschneiderte höherwertige Qualifizierung:
Auch 2017 bekommen 1.300 Frauen im Rahmen des Programms „Frauen in Handwerk und Technik“ (FiT) die Gelegenheit, Berufsbilder in sogenannten „Männerdomänen“ kennenzulernen und zu erproben. Rund 240 Frauen werden heuer über das Programm „Punktgenaue Qualifizierung“ eine nichttraditionelle Lehrberufsausbildung in einem Ausbildungsbetrieb mit intensiver Unterstützung und Lernvorbereitung durch Bildungsberaterinnen beginnen. Darüber hinaus wird das AMS Niederösterreich für weitere 80 Frauen eine Facharbeiterinnenintensivausbildung in den Bereichen Betriebslogistik, Gartengestaltung, Medientechnik und Speditionskauffrau fördern. 2017 startet das AMS Niederösterreich ein zusätzliches Programm, das 175 Frauen die Möglichkeit geben wird, auch in traditionellen Berufen in Zusammenarbeit mit Betrieben einen Lehrabschluss zu erlangen.
Gegenüber 2016 hat das AMS Niederösterreich somit sein Aus- und Weiterbildungsangebot für jobsuchende Frauen mit dem Ziel eines Lehrabschlusses um mehr als 200 Plätze erhöht. „Wir wollen zweierlei erreichen: Frauen unterstützen, damit sie ihre Arbeitsmarktchancen erfolgreich verbessern, und zugleich personalsuchenden Betrieben jene top-qualifizierten Fachkräfte anbieten, die sie händeringend suchen“, so Mag. Fakler über die Ziele.
Der Arbeitsmarkt in Mistelbach:
Bereinigt um die Daten aus Gerasdorf sieht es im Bezirk Mistelbach so aus:
Die Zahl der Arbeitslosen ist gegenüber dem Vorjahr um 7,2%, sprich 203 Personen, auf 3.026 gestiegen, hiervon ist die Zahl bei den Jugendlichen ziemlich konstant mit einem Plus von 2,9% bzw. zehn (ausgewogen je fünf weibliche und fünf männliche) Jugendlichen geblieben. Anders verhält es sich bei den Älteren (+50): hier ist der Trend weiterhin sehr hoch und die Zahl um 14,1% bzw. 133 Personen gestiegen. Bei den Älteren ist die Zahl der Frauen gegenüber dem Vorjahr sehr stark gestiegen, so sind um 24,7% mehr ältere Frauen arbeitslos vorgemerkt, bei den Männern nur um 9,3%. Trotzdem liegen die Frauen mit 363 noch weit unter den Männern von 714 vorgemerkten Personen.
Bei den Lehrstellensuchenden ist die Zahl um 24,6% gesunken, wobei auch die Zahl der sofort verfügbaren offenen Lehrstellen stark zurückgegangen ist. „Erfreulich ist, das die Zahl der sofort verfügbaren offenen Stellen weiter steigt und so der Bestand auf 165 (+58,7%) gestiegen ist“, bemerkt die Geschäftsstellenleiterin des AMS Mistelbach Marianne Bauer.