22. Dezember 2022
In diesem Jahr feiert die Bolfras-Kaserne Mistelbach nicht nur 85 Jahre Bestand, sondern auch den 100. Todestag ihres Namensgebers, Generaloberst Arthur Freiherr von Bolfras (*16.04.1838 bis 19.12.1922). Deshalb fand am Montag, dem 19. Dezember, in der Mistelbacher Kaserne die 85 Jahr-Feier mit einem Festakt im Beisein von NÖ Landtagspräsident Mag. Karl Wilfing, Kommandant der 3. Jägerbrigade Brigadier Mag. Christian Habersatter, Bezirkshauptfrau Mag. Gerlinde Draxler und Bürgermeister Erich Stubenvoll in der Bolfras-Kaserne statt.
Bataillonskommandant Oberst Hans-Peter Hohlweg begrüßte beim Festakt zahlreiche Ehrengäste im Kasernenhof, darunter NÖ Landtagspräsident Mag. Karl Wilfing. Kommandant und Brigadier Christian Habersatter, Bezirkshauptfrau Mag. Gerlinde Draxler, Bezirkspolizeikommandant Johannes Jantschy, Bezirksfeuerwehrkommandant Markus Schuster und Brandrat Claus Neubauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach sowie Bürgermeister Erich Stubenvoll. Die Festansprache hielt Michael Schneditz-Bolfras, der Ur-Urenkel des Namensgebers der Kaserne.
Besonders in Krisenzeiten steht das Bundesheer für Werte wie Sicherheit, Verlässlichkeit und die Aufrechterhaltung der Landesverteidigung. Wer an die Bolfras-Kaserne denkt, verbindet damit automatisch das Gefühl von Kontinuität und Sicherheit, das Gefühl, einen zuverlässigen Partner zu haben, der im Ernstfall hilft, wo Not am Mann bzw. an der Frau ist. Mit rund 250 Berufssoldatinnen und -soldaten und jährlich wechselnden Kontingenten an Grundwehrdienern hat die Bolfras-Kaserne enorme wirtschaftspolitische Bedeutung und ist nach dem Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt.
Ein Rückblick zur geschichtlichen Lage und Entstehung der Kaserne:
Mitte der 1930er Jahre war Mistelbach bereits eine Stadt mit über 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Es gab zwei Hauptschulen, eine gewerbliche Fachschule und eine landwirtschaftliche Lehranstalt. Weiters war Mistelbach Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie des Bezirksgerichtes und verfügte über ein großes Krankenhaus. Die Stadt war kanalisiert, hatte elektrische Beleuchtung, ein Gaswerk sowie eine eigene Trinkwasserversorgung. Kurzum: Eine florierende Stadt mit guter Infrastruktur, die durch den Zusammenfall des Habsburgerreiches an die Grenze des nördlichen Österreichs gerückt worden war.
Die damalige Stadtgemeinde unter Bürgermeister Josef Dunkl wollte zur Stärkung der wirtschaftlichen Bedeutung sowie zur Sicherung des Grenzbezirkes unbedingt eine Kaserne in Mistelbach errichten. Sie verpflichtete sich, die Liegenschaft sowie die Infrastruktur im Umland für den Bau der Kaserne bereitzustellen und das Vorhaben mit allen Mitteln zu unterstützen. Der damalige Baudirektor der Heeresverwaltung, General Ing. Franz Mayerl, merkte 1936 bei den Verhandlungen in einem Bericht an: „dass die Bewohnerschaft den Wunsch nach Errichtung einer Garnison hegt und dass die Gemeinde bis an die Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit gehen würde, um diesen Wunsch zu verwirklichen.“ Und dieses Versprechen hielt die Stadtgemeinde gegenüber ihren Bewohnerinnen und Bewohnern: Die zähen Verhandlungen mit der Heeresverwaltung, die Leistungserbringung sowie die Finanzierung dieses enormen Vorhabens gelang der damaligen Stadtgemeinde unter Bürgermeister Josef Dunkl in herausragender Weise und binnen kürzester Zeit.
Im Mai 1937 begann man mit dem Bau der Kaserne Mistelbach. Die Kosten des Baus beliefen sich auf über 1.364.000,- Schilling, damals eine enorme Summe. Betrachtet man den Zeitraum zwischen Planungs- und Fertigstellung, so ist es nach heutigem Ermessen schwer vorstellbar, dass der Bau innerhalb so kurzer Zeit errichtet werden konnte. Der Bau der Kaserne war bereits ein halbes Jahr später, im Oktober 1937, abgeschlossen. Ende Oktober 1937 erfolgte der feierliche Einzug des 3. Bataillons des Infanterieregiments „Erzherzog Carl“, das zuvor in der Rennweg-Kaserne in Wien stationiert war.
Namensgeber der Kaserne:
Die Mistelbacher Kaserne wurde zu Beginn nach Erzherzog Carl von Österreich benannt, der als Kommandant der österreichischen Armeen bedeutende Siege für das kaiserliche Heer errang, wie z.B. gegen die Grand Armee Napoleons in der berühmten Schlacht von Aspern (1809).
1987 wurde die Mistelbacher Kaserne dann nach dem Generaloberst der österreichisch-ungarischen k.u.k. Armee Arthur von Bolfras in „Bolfras-Kaserne“ umbenannt. Dieser feierte am 19. Dezember seinen 100. Todestag. Generaloberst Arthur Freiherr von Bolfras wurde Namensgeber und Regimentsinhaber des Infanterieregiments Nr. 84. Als Leiter der Militärkanzlei des Kaisers und Generaloberst der österreichisch-ungarischen k.u.k Armee hatte er zwei äußerst verantwortungsvolle Position inne. Kaiser Franz Joseph schätzte die schnelle Urteilsfähigkeit, Intelligenz und gute Menschenkenntnis seines Generals und behielt Freiherr Arthur von Bolfras bis ins hohe Alter in seinem Amt.
Die Mistelbacher Kaserne war während des Zweiten Weltkrieges, der Besatzungszeit sowie des Falls des Eisernen Vorhanges schwer gefordert und wurde Schritt für Schritt in den letzten Jahrzehnten wieder zu neuer Größe aufgebaut. Mit dem Zusammenschluss des Aufklärungsbataillons 3 mit der Artillerie im Jahr 2009 wurde die Garnisonsstandort Mistelbach final aufgewertet. Durch die Bekanntgabe des Baus einer modernen Kaserne Anfang Dezember durch Bundesministerin Klaudia Tanner und Landeshauptfrau Mag. Johanna Leitner ist auch die Zukunft des Garnisonsstandortes Mistelbach gesichert.
„Es freut mich, dass wir heuer das 85-jährige Bestehen der Bolfras-Kaserne Mistelbach mit dem Aufklärungs- und Artilleriebataillon 3 feiern können und ich zu diesem Jubiläum herzlich gratulieren darf. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und die sehr gute Zusammenarbeit zwischen der Stadtgemeinde und der Bolfras-Kaserne hervorheben. Ich danke für das Vertrauen und die Treue, die uns den letzten Jahren entgegengebracht wurde“, betont Bürgermeister Erich Stubenvoll und wünscht alles Gute für die Zukunft.