07. Juni 2023
Sieben Klimawandelanpassungsregionen im Weinviertel veranstalteten am Donnerstag, dem 25. Mai, im Schloss Wolkersdorf eine Fachveranstaltung zum Thema „Wasserzukunft Weinviertel“. Die Modellregionsmanagerinnen und -manager haben die Aufgabe, die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels im Weinviertel zu thematisieren – das Resümee der Veranstaltung: Ein besonderes Augenmerk ist auf die künftige Wasserverfügbarkeit zu richten!
Rund 80 geladene Gäste folgten der Einladung zur Veranstaltung – darunter Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Verantwortliche der Wasserverbände, Vertreterinnen und Vertreter vom Naturschutz sowie Umsetzerinnen und Umsetzer, wie Kulturtechnik- und Landschaftsplanungsbüros. Sorgen sind bekanntlich rasch vergessen, wenn sich die Situation ein wenig entspannt. So auch heuer, wo nach einem bedenklich trockenen Winter und Frühjahr eine regenreiche Zeit folgte, die – zumindest in einigen Gebieten im Osten – für eine Entspannung der Situation sorgte. In weiten Teilen Österreichs gab es aber auch Schwierigkeiten mit zu viel Wasser auf einmal.
Die Veranstaltung wurde von den beiden Bürgermeistern der Stadtgemeinden Wolkersdorf und Mistelbach, Dominic Litzka und Erich Stubenvoll, eröffnet. Die ersten Vorträge vermittelten eine Bestandsaufnahme zu den Themen Wasserverfügbarkeit, Wasserrecht und Biodiversität. Dr. Jürgen Komma vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität Wien beleuchtete eingangs die klimatische Entwicklung und die davon abhängige Entwicklung der Wasserverfügbarkeit.
Kurz zusammengefasst:
Infolge der Zunahme der Lufttemperatur (im Weinviertel bereits jetzt +1,8°C im Jahresmittel) verdunstet mehr Oberflächenwasser. Die länger werdende Vegetationsperiode (schon jetzt sind es zwei Wochen mehr) sorgt dafür, dass auch dem Boden mehr Wasser entnommen wird. Verschärft wird das Problem durch den menschengemachten erhöhten Wasserabfluss (Gewässerbegradigungen, Drainagierungen, Bodenverdichtung und Bodenversiegelung in Siedlungsräumen). Wir bekommen also kurzfristig Probleme in den häufiger auftretenden Dürreperioden mit der Bodentrockenheit und der Oberflächenwasserverfügbarkeit - mittel- bis längerfristig hingegen auch mit dem Grundwasserspiegel.
Der zweite Vortrag von Dr. Horst Fischer, zuständig für Wasserrecht im Land Niederösterreich, zeigte die wasserrechtlichen Rahmenbedingungen, wenn es darum geht, bestehende Gewässer und deren Einflussbereiche zu verändern. Keine leichte Aufgabe, denn entscheidend für Rückbauten, Aufweitungen und einer Renaturierung von Gewässern sind die angrenzenden Flächen, die dafür benötigt werden. Vorgaben bezüglich des Hochwasserschutzes, aber auch des Naturschutzes müssen ebenso berücksichtigt werden. Notwendige Pflegemaßnahmen der Wasserverbände müssen künftig unbedingt besser mit Naturschutzaspekten in Einklang gebracht werden. Wolkersdorf verfügt diesbezüglich schon über einen Pflegeplan, der aber noch ins Bewusstsein aller handelnden Personen vordringen muss. Auch im Gemeindegebiet der StadtGemeinde Mistelbach wird ein solcher Pflegeplan vorgestellt und eingeführt werden.
Dipl.-Ing. Susanne Karl, vom Ingenieurbüro der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal, land.und.wasser, versuchte im ihrem Vortrag dem Publikum an Hand von historischen Vergleichsbildern zu vermitteln, wie wichtige Feuchtbiotope sind und wie viel Fläche an Feuchtgebieten in den letzten beiden Jahrhunderten in unseren Regionen verloren ging. Sie zeigte aber auch auf in welch schlechtem Zustand sich die verbliebenen Gewässer befinden (siehe Karte) und was dagegen unternommen werden sollte. Denn nicht nur die verringerte Wasserverfügbarkeit, sondern auch die dramatische Abnahme der Biodiversität stellt ein ernstes Problem für unsere Region dar!
Im praxisbezogenen Teil stand die Frage im Mittelpunkt, welche Beratungs- bzw. Unterstützungsangebote es seitens des Landes Niederösterreich für Gemeinden bereits gibt. Klar unterschieden wurden diesbezüglich die Anwendungsbereiche in der Kulturlandschaft und im Siedlungsraum. Thomas Rögner von der Abteilung Wasserbau (WA3) widmete sich den Rückbaumöglichkeiten von Freifließstrecken und zeigte Praxisbeispiele, wie zumindest ein Teil der Gewässer im Weinviertel wieder naturnaher gestaltet werden kann. Franz Schneider von der Abteilung Siedlungswasserbau (WA4) stellte die Möglichkeiten des NÖ Regenwasserplans und des blau-gelben Bodenbonus vor, bevor Christian Steiner von der Agrarbezirksbehörde den Tag mit der Frage, wie die Flurplanung den Wasserrückhalt in der Landschaft unterstützen kann, inhaltlich ausklingen ließ.
Im Anschluss hatten die Gäste noch die Möglichkeit sich zum Gehörten auszutauschen und das ein oder andere Projekt schon etwas konkreter zu umreißen. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren durchwegs positiv, auch wenn zum Thema Wasserrückhalt noch einiges an Bewusstseinsbildung notwendig sein wird. Und damit sich der Ernst der Lage in Projekten niederschlägt, sowohl hinsichtlich Rückbaumaßnahmen in der Kulturlandschaft, als auch im Umbau zu blau-grüner Infrastruktur im Siedlungsraum.