11. Mai 2017
Nachhaltigkeit ist – angesichts einer stetig wachsenden Erdbevölkerung – ein Gebot der Stunde, um die Zukunftschancen der nächsten Generationen nicht einzuschränken. Ein schonender Umgang mit unseren Ressourcen und unserer Energie ist wichtiger denn je, aber auch mit ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen verbunden. Was jeder einzelne von uns für eine nachhaltige Lebensweise tun kann, stand im Mittelpunkt der diesjährigen 11. Weinviertler Wirtschaftsgespräche der Erste Bank am Mittwoch, dem 3. Mai, im Stadtsaal in Mistelbach. Bei einer einmal mehr hochinteressanten und von Autorin Dr. Eva Rossmann geleiteten Podiumsdiskussion schilderten Johannes Guttmann, der Gründer von SONNENTOR, Wirtschaftskammer-Vizepräsident Landtagsabgeordneter Mag. Kurt Hackl, Mag. (FH) Thomas Schaufler vom Erste Bank Österreich Vorstand sowie Bio-Bäuerin Maria Vogt ihre Sicht für eine nachhaltige und ressourcenschonende Lebensweise.
Seit vielen Jahren bieten die Weinviertler Wirtschaftsgespräche der Erste Bank eine Plattform der Vernetzung und Information für Wirtschaftstreibende im Weinviertel. Dem Kernthema der „Nachhaltigkeit in der Wirtschaft“ widmete sich die diesjährige Veranstaltung im Mistelbacher Stadtsaal – von der inhaltlich genau genommen alle Generationen weltweit betroffen sind.
Es beginnt schon bei der Begriffsdefinition an sich! Was ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ eigentlich zu verstehen? Eine Frage, die Podiumsleiterin Dr. Eva Rossmann zunächst an Johannes Guttmann, dem Gründer von SONNENTOR stellte, der Bio-Kräuter, -Tees und -Gewürze aus der Region anbietet und auf regionale Wertschöpfung setzt: „Mit dem SONNENTOR habe ich vor vielen Jahren eine Vision in die Tat umgesetzt, als ich in einer wirtschaftlich schwachen Region im Waldviertel sowie nach einiger Zeit der Arbeitslosigkeit das Unternehmen gegründet habe. Weg vom Land in Richtung Stadt war so gar nicht meines, ich wollte im Waldviertel arbeiten und leben“, so der SONNENTOR-Gründer. Dabei hat Johann Guttmann völlig neue Wege eingeschlagen, die nicht nur ihm, sondern der gesamten Region zu Gute kamen, vor allem aber den kleinen Bauern, die ums wirtschaftliche Überleben kämpften. Damals stellten viele auf Monokultur um, nicht aber Johannes Guttmann, der fand, dass es auch anders gehen müsse, nämlich komplett „bio“.
Einen ähnlichen Lebensweg schlug Bio-Bäuerin Maria Vogt aus Obersdorf ein. Sie hat von ihrem Vater einen großen Bauernhof übernommen, landete beruflich jedoch zunächst im Bankenwesen. Nach einer Zwischenstation in Südamerika, wo sie eine andere Welt und andere Sicht- und Denkweisen, vor allem aber andere Wertigkeiten bei den Einheimischen kennenlernte, entschloss sie sich dazu, den Bankberuf an den Nagel zu hängen. Und so kehrte sie zu den Familienwurzeln zurück, spezialisierte sich jedoch entgegen dem Mainstream der 1990er Jahre auf einen kleinen Bauernhof: „Wir wollten natürlich erfolgreich, aber vor allem frei sein, ohne andere ausbeuten zu müssen“, erzählt Maria Vogt. „Mit der Einstellung der Lebensweise der Menschen in Südamerika leben wir heute mit einem breit aufgestellten Bio-Bauernhof mit Direktvermarktung sehr gut!“
Wenn es um die Nachhaltigkeit geht, ist natürlich auch die Politik gefragt, die die entsprechenden Rahmenbedingungen durch Gesetze liefert, obgleich dies in der Politik nicht immer so einfach ist, wie Landtagsabgeordneter Mag. Kurt Hackl bestätigt: „Nachhaltigkeit beinhaltet in der Politik einen breiten Blumenstrauß an Themen. Es geht um die Natur, die Ökologie, die Ethik, genauso aber auch um Themen wie Arbeit, Wirtschaft und Demokratie“, schildert der Wirtschaftskammer-Vizepräsident und bringt dies am Beispiel der Windräder im Weinviertel: „Gegen Windräder als Form der erneuerbaren Energie ist auf der einen Seite nichts einzuwenden, doch passen sie auf der anderen Seite nicht zum sanften Tourismus in unserer Region. Genau in diesem Spannungsfeld bewegen wir uns, weshalb es wichtig ist, dass die Politik klare Entscheidungen trifft!“
Und was kann eine Bank im Bereich der Nachhaltigkeit bewirken? Die Erste Bank als Veranstalter der jährlichen Wirtschaftsgespräche tut gerade im Bereich der Nachhaltigkeit sehr viel, wie Mag. (FH) Thomas Schaufler vom Erste Bank Österreich Vorstand unterstrich: „Seit knapp 200 Jahren, wo es die Erste Bank gibt, sind wir für unsere Kunden da und arbeiten mit den Menschen in der Region. So haben wir beispielsweise eine Stiftung mit 11% Aktienanteil, deren Einnahmen ausschließlich jenem Zweck dienen, dass das Geld auch in die Region investiert und der Region zurückgegeben wird. Ein Beispiel ist das Start-up-Center in Wolkersdorf, wo wir jungen Menschen Raum beim Sprung in die Selbständigkeit zur Verfügung stellen“, so Mag. (FH) Staufer und ergänzt: „Ein anderes Beispiel ist die 2. Sparkasse der Erste Bank, die gemeinsam mit der Caritas und der Schuldnerhilfe gegründet wurde, mit dem Zweck, Menschen, die verschuldet sind, ein Konto zu ermöglichen und somit wieder in die Gesellschaft zu integrieren!“
Was bedeutet Nachhaltigkeit für die einzelnen Podiumsgäste des Abends? „Nachhaltigkeit bedeutet für mich, im Einklang mit der Natur soziale Verantwortung zu übernehmen“, schilderte Maria Vogt. Und dass sie diese Einstellung nicht nur im Beruf lebt, sondern auch gerne an junge Menschen weitergibt, zeigt das Beispiel „Schule am Bauernhof“, einem Projekt, bei dem die Bio-Bäuerin mitmacht. Dort können sich Schüler auf Entdeckungsreise begeben und lernen auf anschauliche und spielerische Art, wie ein Bauernhof funktioniert, wie Nahrung produziert, Lebensmittel geerntet und letztlich auch in den Fachhandel landen und – ganz wichtig – dass man damit auch nachhaltig umgeht.
Für Landtagsabgeordneten Mag. Kurt Hackl drückt sich Nachhaltigkeit durch genau solche Menschen wir Maria Vogt und Johann Guttmann aus, die „Vorbilder für viele sind und viel mehr vor den Vorhang geholt werden müssen! Im Weinviertel und im gesamten Bundesland Niederösterreich sind wir dank der familiengeführten Unternehmen zum Glück aber auch sehr gut aufgestellt! Denn nirgendwo wird nachhaltiger gedacht, als in solchen Unternehmen! Letztlich muss jedoch jeder seinen Weg im nachhaltigen Denken und Handeln finden! Unsere Aufgabe seitens der Politik ist es, dabei die demokratischen Werte hochzuhalten“, so Mag. Hackl.
Aus Sicht der Bank ist es wichtig, „Gutes beibehalten und zu verbessern, sich aber genauso auch ständig weiter zu entwickeln und nicht stehen zu bleiben“, betonte Mag. (FH) Schaufler. „Uns soll es in 200 Jahren auch noch geben, deshalb denken wir ständig nach, was der Kunde in zehn oder 20 Jahren braucht. Das ist unser Beitrag zur Nachhaltigkeit und dies wird der Kunde auch entsprechend wertschätzen!“
Es liegt also an jedem selbst, Verantwortung zu übernehmen. Sie ist der Schlüssel für eine positive Dynamik oder wie es der ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt sagte: „Der beste Weg die Zukunft vorauszusagen, ist sie zu gestalten“! Und das es geht, dafür sind Johann Guttmann und Maria Vogt beste Beispiele. „Wir haben ja nur eine Erde! Diese müssen wir so pflegen, dass wir alle hier langfristig und gut leben können, damit sie auch noch zukünftigen Generationen zur Verfügung steht“, so Johann Guttmann abschließend!
Im Anschluss an die interessante Podiumsdiskussion unterhielt die österreichische Kabarettistin Nadja Maleh mit einem „Best of“ ihres Programms die vielen Gäste des Abends, die sich anschließend mit Schmankerln aus dem Weinviertel stärkten und den Abend in gemütlicher Atmosphäre ausklingen ließen.