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Paasdorfer Lichtkreuz: Modernes „Marterl“ als Symbol der Osterbotschaft

Copyright Josef Schimmer

Copyright Josef Schimmer

15. April 2021

Als modernes „Marterl“, welches das Symbol der Osterbotschaft auf einzigartige Art und Weise widerspiegelt. So könnte man das seit dem Vorjahr am Platz hinter der Paasdorfer Pfarrkirche befindliche Lichtkreuz bezeichnen, dessen Idee und Konzeption von Ernst Wendy und Rudi Weiß stammt. Errichtet von zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern im Spätsommer 2020 soll das Lichtkreuz ein Ort des Gebetes sein, um sich in der Stille hinter der Kirche Zeit zur Besinnung zu nehmen.

Die Grundidee:
Im Zuge von „900 Jahre Paasdorf“ und der zeitnahen Pflasterung des Platzes vor der Aufbahrungshalle und Kirche entstand im Pfarrgemeinderat Paasdorf die Idee, neben der baulichen Neugestaltung auch ein künstlerisch-spirituelles Element als bleibendes Element zu schaffen. Zur Verwirklichung kam ein von Ernst Wendy und Rudi Weiß entwickeltes „Lichtkreuz“.

Zum Symbol Kreuz an sich:
Der spezielle Standort des fünf Meter hohen Kreuzes spricht für sich: die Nähe der Aufbahrungshalle lässt unwillkürlich an Sterben, an Leid, an Tod denken – die Kirche gegenüber jedoch daran, dass dieser nicht das letzte Wort hat.

Im Kreuz schneiden sich horizontale und vertikale Linien. Zwei Welten werden damit angesprochen – einerseits die menschliche Existenz, die unweigerlich auch von Leid, Krankheit und Konflikten aller Art geprägt ist, andererseits bestimmt die Vertikale das Bild des Kreuzes, sie ist der „längere Ast“, sie ragt nach oben, sie richtet unseren Blick himmelwärts. Eine von Christian Vetter gestaltete moderne Betonbank tut das Ihre dazu.

Zum Symbol Kreis:
Die Schnittstelle des Paasdorfer Lichtkreuzes wird durch das Symbol des Kreises akzentuiert. Dazu befinden sich am Kreuz selbst weitere sechs kreisförmige Öffnungen und am Boden sieben konzentrische Kreise. Da der Kreis weder Anfang noch Ende hat, ist er das Sinnbild der Ewigkeit, des Unendlichen, aber auch des in-sich-Geschlossenen, Ganzen, Vollkommenen, Göttlichen. Leben und Tod bilden einen Kreislauf – kein Leben ohne Tod und kein Tod ohne wieder neues Leben. Die ganze Natur wird letztlich von Kreisläufen bestimmt.

Zum Symbol der Zahl 7:
Am Lichtkreuz findet man nicht zufällig die Zahl 7: 7 kreisförmige Öffnungen am Kreuz selbst und 7 konzentrische Kreise am Boden. In Gottes Heilsplan steht die 7 für die Vollkommenheit und Fülle. Die Siebenzahl kommt in der Bibel an unzähligen Stellen vor, nicht nur am Beginn – der Schöpfungsgeschichte –, sondern besonders häufig auch in der durch die Offenbarungsgeschichte dargestellten Endzeit: Theologisch weiterentwickelt war die 7 dann auch bedeutsam für die Siebenzahl der Sakramente oder die 7 Gaben des Heiligen Geistes. Nicht zu vergessen die 7 Farben des Regenbogens als Zeichen der Hoffnung.

Zum Symbol der Glaselemente, ihrer Farben und Texte:
Fünf färbige Glaselemente setzen speziell bei Dunkelheit neue Akzente – ein Lichtkreuz scheint in der Luft zu schweben. Das Rot ist die Farbe für das Leben schlechthin und die Gelbtöne stehen für die lebensspendende Sonne. Damit wird das Kreuz gerade in der Zeit der Dunkelheit zum Zeichen für Trost und unsere Hoffnung auf das ewige Leben. Das Schwere des menschlichen Kreuzes tritt in der Nacht in den Hintergrund, in neuem Licht erstrahlen die Farben des Lebens.

Grundlage für die Glasflächen sind bearbeitete Fotos mit Motiven der Paasdorfer Osterkerze von 2007, die die Kirchenbesucherinnen und -besucher die ganze Fastenzeit über mit kleinen Wachsteilchen gestaltet haben.

Die vertikale Inschrift „900 Jahre Paasdorf“ bezeichnet den Anlass, mit dem Lichtkreuz ein Denkmal zu schaffen, das Bestand hat. Und „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ ist oben zu finden – das bekannte Zitat aus einem Gedicht des evangelischen Pfarrers und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, dass er 1945 kurz vor seiner Hinrichtung im KZ Flossenbürg an seine Verlobte schrieb.

Auch der Satz „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen“ am Grund des Kreuzes ist ein Zitat aus jenem Gedicht, das mit der Vertonung von Siegfried Fitz sehr bekannt wurde – mögen diese beiden tröstenden Sätze eines Todgeweihten auch uns Hoffnung und Trost sein an diesem Ort.

Und damit schließt sich auch der Kreis zum Freitag, dem 30. Oktober 2020, an dem das Lichtkreuz im Rahmen einer kleinen Andacht gesegnet wurde, denn der 30. Oktober ist der Geburtstag des langjährigen Pfarrers von Paasdorf, Martin Stur, in dessen Gedenken dieser Termin gewählt wurde. Martin Stur war am 7. Oktober 1938 als Domvikar und Diözesanjugendseelsorger als Vorbereiter und Prediger maßgeblich beteiligt bei einem Jugendgottesdienst im Stephansdom mit 7000 Jugendlichen, dessen Nachhall die Hitlerjugend dermaßen erzürnte, dass es am nächsten Tag zum Sturm auf das Erzbischöfliche Palais kam…

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